Sie sind im News-Archiv der ZeitenSchrift gelandet.
Aktuelle Beiträge finden Sie im Bereich Aktuell.

Afghanistan: Heroinbarone von US-Gnaden

Im Schutze der US-amerikanischen «Befreier» und unter Mitwirkung von Nato-Truppen wird heuer in Afghanistan die gewaltigste Heroinernte eingebracht, die die Welt je gesehen hat. Berichten der Uno zufolge gab es bereits 2006 die grösste Opiumernte der Geschichte, welche den vorherigen Rekord um volle 60 Prozent überstieg. Und in diesem Jahr wird dieser Rekord voraussichtlich noch wesentlich gesteigert.

Während unter der Herrschaft der Taliban der Opiumhandel weitgehend unterbunden und verboten war, hat die sechsjährige Be set zung neue Rekorde im Anbau von Schlafmohn und die Gewinnung von Rohopium ermöglicht. Allerdings führt Afghanistan kaum mehr Rohopium aus, denn dem Land ist es gelungen, die «Wertschöpfung» im eigenen Land zu steigern – Afghanistan exportiert heute reines Heroin! Heroin wird aber nicht mehr in Kellerlabors, sondern in regelrechten Fabriken aus Rohopium erzeugt. Millionen Liter der notwendigen Chemikalien werden in Tankwagen auf den als «Dritte-Welt-Hilfe» angelegten Strassen nach Afghanistan gebracht und hier transportiert. Wie konnte so etwas passieren? Die Antwort gibt uns der ehemalige britische Botschafter in Usbekistan, Craig Murray: «Die Antwort ist einfach. Die vier Haupttäter in diesem Spiel sind alle Regierungsmitglieder der afghanischen Regierung, für die unsere Soldaten kämpfen und sterben. Als wir Afghanistan angegriffen haben, hat die US-Luftwaffe von oben alles mit Bomben belegt, während die CIA die Drogenbarone und afghanischen Kriegsherren bewaffnet und ausgerüstet hat – um die Bodenoperationen durchzuführen, und dann haben wir sie zu Ministern gemacht. Präsident Karzai ist ein guter Junge. Aber niemand glaubt wirklich, dass er das Sagen im Lande hat. Die USA ignorieren seine Wünsche eiskalt. Vor allem hat er nicht den geringsten Einfluss auf die Drogenbarone und Stammesführer, von denen jeder sein Herrschaftsgebiet strikt kontrolliert und sich am Heroinhandel persönlich bereichert. Ich habe all das in meiner Zeit als Botschafter in Usbekistan erfahren. Ich stand an der ‹Brücke der Freundschaft› in Termez und beobachtete die Fahrzeuge, die das Heroin auf dem Weg nach Europa durch das Land schleusten. Und ich beobachtete die Tanklastzüge mit Chemikalien, die nach Afghanistan fuhren. Aber dennoch war ich nicht imstande, mein eigenes Land dazu zu bringen, etwas dagegen zu unternehmen.» Und weiter: «Opium wird jetzt zwar überall in Afghanistan gewonnen, in besonders grossem Ausmass aber in jenem Gebiet, welches von General Abdul Rashid Dostum kontrolliert wurde. General Dostum ist heute übrigens Oberbefehlshaber der afghanischen Streitkräfte. Auch hier hat die eigene (britische) Regierung keine Mühe gescheut, um diese Tatsachen zu verschleiern. Sie behauptete, der Hauptteil des Heroins käme aus dem Gebiet, welches von den Taliban kontrolliert wird. Aber dieses Gebiet besteht hauptsächlich aus felsigen und unfruchtbaren Wüsten. Es ist einfach unmöglich, dass diese enorme Opiummenge aus diesem Gebiet stammen könnte. Dass General Dostum heute Verteidigungsminister in Afghanistan ist, ist ein weiteres Zeichen, wie verrottet unsere Politik ist. Denn Dostum ist bekannt dafür, dass er Gefangene und Gegner bestialisch ermorden lässt. So traurig es ist, Dostum ist wahrscheinlich nicht einmal der Schlimmste unter den Drogenhändlern, die unter dem Schutz der Nato in der afghanischen Regierung sitzen. Und wenn Sie das nächste Mal von Gefallenen in Afghanistan hören, denken Sie daran: Zu diesen Zahlen müssen Sie dann noch jene Jugendlichen rechnen, deren Leben durch Heroin ruiniert und beendet wurde. Auch sie sind Opfer unserer Art von Interventionskrieg in Afghanistan», meinte ein verbitterter Craig Murray. • Quelle: Internationaler Hintergrundinformationsdienst für Politik, Wirtschaft und Wehrwesen, inter info, Folge 344, Juli und August 2007 Lesen Sie weitere interessante Artikel auf unserer News-Seite