7,70 Meter hoher Zaun soll Haus vor Mobilfunkstrahlen schützen
Kirchheim - Dieser Hasendrahtzaun könnte Geschichte in Kirchheim schreiben. Auf 21 Meter Länge und 7,70 Meter Höhe will Marianne Buchmann entlang ihrem Grundstück an der Kreuzstraße Hasendraht anbringen - als Schutz vor Strahlen von der Mobilfunkanlageauf dem Feuerwehrhaus.
Der Bauauschuss hat der Errichtung dieser "Strahlenschutzanlage" zugestimmt, gegen die Empfehlung der Verwaltung und die Stimmen von Hans Daxner (CSU) und Bürgermeister Heinz Hilger (VFW). Noch hat Marianne Buchmann den insgesamt 8000 Euro teuren Hasendraht nicht bestellt. Bis Ende Januar hat die Rathausverwaltung um Geduld gebeten. Hinter den Kulissen ist zu hören, dass alles versucht wird, die ungeliebte Mobilfunkantenne ganz abbauen zu können. Buchmann hat im Viertel rund um das Kirchheimer Feuerwehrhaus längst Mitstreiter gefunden, die wie sie über starke körperliche Unruhe und Schlafstörungen klagen und dem ein Ende setzen wollen. Mit Tochter und ihrem Lebensgefährten Anton Hübner schläft Buchmann selbst schon längst im Keller ihres unter biologischen Gesichtspunkten errichteten Einfamilienhauses. Dort, so ergeben die von ihr permanent durchgeführten Messungen, ist die Strahlenbelastung deutlich geringer, als in Erdgeschoss und Dach. Der gesetzliche Grenzwert wird aber bei weitem nicht überschritten. Familie schläft nur noch im Keller Im November 1998 hat das Paar glücklich das neue Domizil bezogen. Ab Februar 1999 habe aber ein nicht enden wollender Leidensweg begonnen. "Ich kann hier nicht schlafen. Ich kriege keine Luft, ich halt das nicht aus", habe Anton Hübner, der auch beruflich als Bauhofmitarbeiter nahe dem Feuerwehrhaus und der Funkanlage tätig ist, immer wieder nachts gejammert. Schweißgebadet sei der heute 44-Jährige aufgestanden und habe sich in den Keller geflüchtet. Er zog ganz in die als Hobbyräume durchaus wohnlich gestalteten Kellerräume. Tochter Vanessa wurde im Oktober 1999 geboren. Mutter und Tochter blieben in den oberen Stockwerken. "Du spinnst" habe sie anfangs ihren Lebensgefährten immer geschimpft, erinnert sich Buchmann. Dann aber war sie selbst ständig erkältet, hatte Augenentzündungen und Blutdruckentgleisungen. Tochter Vanessa ging es allerdings weiterhin gut. Im Urlaub weit weg wurde auch bei den Eltern wieder alles besser. Stresssymptome, dachte die 39-Jährige. Schließlich erkrankte ihr Vater, der hinter dem Neubau wohnte, an Prostatakrebs, verstarb nach zehn Monaten. Drei Monate später habe man erstmals vom kaum sichtbaren Funksender auf dem Feuerwehrturm erfahren. Buchmann gründete eine "Bürgerinitiative Mobilfunk Kirchheim" (wir berichteten). Seit einer Umfrage bei Nachbarn, steht ihr Telefon daheim - natürlich DECT-Technologie-frei - nicht mehr still. 46 Umfragebögen wurden abgegeben: 93 Prozent der Befragten hätten über Schlaflosigkeit und Tagesmüdigkeit geklagt, 56 Prozent über permanente Kopfschmerzen, fast 59 Prozent über Innere Unruhe. Buchmann liegt jetzt auch ihr eigenes Blutbild vor. Sie hat es bei einem Krebsfachmann, dem Feldkirchener Arzt Siegfried Ascher, erstellen lassen. Das Ergebnis: Massiver Selenmangel und Nachbarschaft beim Bluttest verringerte körpereigene Killerzellen; 13 statt normalerweise 60 bis 200. "Ich habe ein Blut wie nach einer Strahlenbehandlung, bin damit erhöht anfällig für Tumore und Virusinfekte. Das hat mich schon ziemlich geschockt", sagt Buchmann. Auch andere Nachbarn wollen jetzt ihr Blut untersuchen lassen. Für Buchmann steht fest: Entweder die Mobilfunkanlage kommt weg, oder der 7,70 Meter hohe Hasendraht her. agm
Quelle: Münchner Merkur Lesen Sie auch unseren grossen Mobilfunkreport in der
Ausgabe Nr.24