CIA und Mafia waren zwar in den Mord an JFK verstrickt, aber nicht allein. Vierzig Jahre nach den fatalen Schüssen von Dallas mehren sich die Indizien dafür, dass es noch eine dritte, entscheidende Kraft gab: den israelischen Geheimdienst Mossad.
1992 äußerte der frühere US-Kongreßabgeordnete Paul Findley, ein liberaler Republikaner, daß verblüffenderweise „bei all den Worten, die über die Ermordung von John F. Kennedy geschrieben wurden, der israelische Geheimdienst, der Mossad, nie erwähnt worden ist, ungeachtet der offensichtlichen Tatsache, daß eine Komplizenschaft des Mossad ebenso plausibel erscheint wie alle anderen Theorien auch.“ Sein Kommentar fand kaum Beachtung. Findley war niemals als Extremist aufgefallen und hätte sich gewiß nicht dazu hinreißen lassen, Verschwörungstheorien zu verbreiten. Wie um alles in der Welt konnte er dann eine solche Behauptung auftischen?
Eigentlich ist es gar keine so außergewöhnliche These, wenn man den historischen Kontext betrachtet, zuvor kaum bekannte Details in Betracht zieht und sich die geopolitischen Krisen anschaut, in die der amerikanische Präsident zur Zeit seiner schockierenden Ermordung verwickelt war.
Sogar die neueste Darstellung der Kennedy-Ermordung – der Kino-Kassenschlager JFK von Oliver Stone aus dem Jahre 1993 – zeigt nicht das ganze Bild.
Oliver Stone stellt den früheren Bezirksstaatsanwalt von New Orleans, Jim Garrison, zwar als Helden dar, der auf das Netzwerk des amerikanischen Militärs und der Geheimdienstes als lenkende Kraft hinter der Ermordung von Kennedy hinwies; was Stone seinem Publikum aber nicht vorführte, war etwas viel brisanteres, nämlich daß Garrison persönlich nach einigen Jahren der Forschung zu einem noch viel überraschenderen Schluß gekommen war: die treibende Kraft hinter dem Mord an Präsident Kennedy sei keine geringere als der gefürchtete israelische Geheimdienst, der Mossad, gewesen.
Garrison war, ohne es selbst zu ahnen, (gerade weil die Tatsachen noch nicht enthüllt worden waren), einer Sache auf der Spur, die viel größer war, als er selbst es erkannte. Die heute zugänglichen Akten zeigen, daß John F. Kennedy 1963 in einen bitteren, geheimen Konflikt mit dem israelischen Staatschef David Ben-Gurion verwickelt war. Es ging um den Wunsch Israels, die Atombombe herzustellen. Ben-Gurion zog sich angewidert zurück und sagte, daß aufgrund von Kennedys Politik die „Existenz Israels gefährdet“ sei. Nach der Ermordung Kennedys vollzog die amerikanische Politik eine Kehrtwendung um 180 Grad.
Der israelische Historiker Avner Cohen bestätigt in seinem neuen Buch Israel and the Bomb (Israel und die Bombe), daß der Konflikt zwischen Kennedy und Israel so schwer wiegte, daß die israelische Zeitung Ha‘aretz postulierte, Cohens Enthüllungen würden „die Umschreibung der gesamten israelischen Geschichte notwendig machen“. Wie Cohen schreibt, waren aus israelischer Sicht „Kennedys Forderungen [Israel gegenüber] diplomatisch unangemessen [und] unvereinbar mit der nationalen Souveränität“. Cohen hob hervor, daß in jedem Fall „der Übergang von Kennedy zu Johnson...ein Vorteil für das israelische Atomprogramm war“.
Ethan Bronner nannte Israels Trachten nach dem Bau der Atombombe in der New York Times „ein schwer gehütetes Thema“. Dies erklärt, weshalb Kennedy-Forscher – und Jim Garrison – nie einen Israeli verdächtigten. „Sein oder Nichtsein“ in Bezug auf die Atombombe stellte für Israel ein starkes Motiv dar, gegen John F. Kennedy vorzugehen, und sogar der unkonventionelle israelische Journalist Barry Chamish bestätigt, daß es „einen ziemlich beweiskräftigen Fall“ für eine Kooperation des Mossad mit dem CIA in der Attentatsverschwörung gebe.
Jim Garrison, Oliver Stone’s realer Filmheld, verfolgte erfolglos Clay Shaw, einen Geschäftsmann aus New Orleans, wegen dessen Beteiligung an der Kennedy-Verschwörung. Dabei stolperte er über dessen Verbindung zum Mossad. Shaw wurde damals verdächtigt, ein Kollaborateur des CIA zu sein, ein Verdacht, der sich später als wahr erweisen sollte.
Nach Shaws Freispruch zeigte es sich, daß er ein CIA-Informant gewesen war. Trotzdem saß er 1963 auch im Verwaltungsrat der Römer Firma Permindex, die – nach Lage der Indizien – in Tat und Wahrheit eine Briefkastenfirma für eine Waffenbeschaffungs-Operation des Mossad war.
Wie und warum Shaw in eine Verbindung mit dieser Operation geriet, ist immer noch ein Rätsel, ganz im Gegensatz zur prominenten Rolle des Mossad in den Aktivitäten von Permindex – ungeachtet aller gegenteiligen Beteuerungen. Urteilen Sie selbst: Eine Hauptaktionärin von Permindex, die Banque de Credit Internationale (BCI) in Genf, war nicht nur das Lehnsgut von Tibor Rosenbaum, einem hochstehenden und langjährigen Mossad-Beamten (und einem der Gründerväter von Israel), sondern auch die wichtigste Geldwäscherei von Meyer Lansky, dem „Vorsitzenden“ der Mafia und langjährigen israelischen Loyalisten.
Meyer Lanskys wohlgesonnene israelische Biographen schreiben: „Nachdem Israel zum Staat wurde, waren fast neunzig Prozent seiner Waffenkäufe durch Rosenbaums Bank geschleust worden. Die Finanzierung von vielen der wagemutigsten Geheimoperationen von Israel waren durch Guthaben bei der [BCI] finanziert worden.“ Die BCI diente auch als Verwahrungsstelle des Permindex-Kontos. Die Tatsache, daß Tibor Rosenbaums BCI eine kontrollierende Kraft hinter der rätselhaften Firma Permindex war, stellt Israel und seinen Mossad direkt ins Zentrum der Verschwörung hinter dem Mord an John F. Kennedy.
Es ist auch bemerkenswert, daß der Vorstandsvorsitzende und Hauptaktionär von Permindex Louis Bloomfield aus Montreal war, eine wichtige Persönlichkeit der kanadischen (und internationalen) israelischen Lobby sowie ein langjähriger Mitarbeiter der Familie des damaligen Vorsitzenden des Jüdischen Weltkongresses, Samuel Bronfmann, welcher wiederum ein enger Lansky-Geschäftspartner beim internationalen Whisky-Schmuggel während der Zeit der amerikanischen Prohibition und, viel später, ein führender Förderer Israels war.
Permindex war ganz klar die israelische Verbindung zum Mord an Kennedy. Die Verknüpfung mit Permindex erklärt auch die French connection, die im Dokumentarfilm The Men Who Killed Kennedy (Die Männer, die Kennedy umbrachten) auftauchte, deren ganze Geschichte jedoch nie erzählt wurde.
Aufgrund von Enthüllungen des verstorbenen, angesehenen Journalisten Stewart Alsop gibt es auch starke Hinweise darauf, daß Kennedy ebenfalls einen Schlag gegen das Atombombenprogramm von Rotchina plante – ein Plan, der dann von seinem Amtsnachfolger Lyndon B. Johnson innerhalb eines Monats zunichte gemacht wurde.
Wie der berühmte britische Geheimdiensthistoriker Donald McCormack in seinem Buch The Isreali Secret Service (Der israelische Geheimdienst) berichtete, das er unter seinem Pseudonym „Richard Deacon“ schrieb, betrieben Israel und Rotchina eine gemeinsame Atomwaffenforschung.
Inzwischen ist ebenfalls bekannt geworden, daß eine Schlüsselperson im Permindex-Netz, Shaul Eisenberg, als Verbindung des Mossad zu China hervortrat und letzten Endes die Schlüsselrolle bei der Entwicklung des riesigen globalen Waffentransfers zwischen Israel und China spielte, der in den 1980er Jahren die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt hatte.
Es ist ebensowenig ein Zufall, daß James J. Angleton, der CIA-Verbindungsmann zum Mossad, ein ergebener Anhänger Israels war, der nicht nur das Szenario umsetzte, das den angeschuldigten Mörder Lee Harvey Oswald mit dem sowjetischen KGB in Verbindung brachte, sondern der später auch Desinformationen in Umlauf brachte, um bei den Morduntersuchungen für Verwirrung zu sorgen. Es gibt unzählige Geschichten über Machenschaften, die Angleton während des Kalten Krieges mit dem Mossad durchführte.
Selbst die etablierten Stellen vermerken, daß die italienisch-amerikanische Mafia am häufigsten als die eigentliche Quelle hinter dem Kennedy-Mord genannt wird. Carlos Marcelle aus New Orleans und Santo Trafficante aus Tampa, Florida, waren Unterstellte des Mossad-Verbündeten Meyer Lansky.
Zusätzlich hat der Neffe und Namensvetter des berüchtigten Mafia-Bosses von Chicago, Sam Giancana (der ebenfalls als möglicher Sponsor hinter dem Kennedy-Mord gehandelt wird), kürzlich die Behauptung aufgestellt, daß der wahre Boß der Mafia von Chicago – ein Mann namens Hyman „Hal“ Larner – ein amerikanisch-jüdischer Verbündeter von Meyer Lansky war. Larner, der die Fäden von Giancana und der Mafia von Chicago in den Händen hielt, war auch ein aktiver Kollaborateur der internationalen Intrigen des israelischen Mossad.
Es erstaunt nicht, daß einige Kritiker vorbringen, Oliver Stone habe es vielleicht deshalb unterlassen, diese Einzelheiten im Film JFK zu erwähnen, weil dieser von Arnon Milchan finanziert wurde. Milchan, ein früherer israelischer Waffenhändler und jetzt Hollywood-Produzent, wurde sogar vom Nachrichtenmagazin Sixty Minutes des amerikanischen Fernsehsenders CBS mit dem Schmuggel für Material des israelischen Atomprogrammes in Verbindung gebracht. Natürlich war genau dieses Atomprogramm der erbitterte (und vielleicht verhängnisvolle) Grund für die Auseinandersetzung zwischen Präsident Kennedy und Israel.
Zwar erklärte der israelische Diplomat Uri Palti, all dies sei „Unsinn“; der Schriftsteller Gerald Posner, der Verbindungen zum CIA pflegt, nannte es „haarsträubend“; und der israelfreundliche neokonservative Kolumnist George Will bezeichnete es als „bösartige intellektuelle Zügellosigkeit“ – doch die Zeitung Los Angeles Times gab 1997, wenn auch nur widerwillig, zu, daß die These aus dem Buch Final Judgement „tatsächlich etwas Neues“ sei, was „die Schlüsselfäden in einen Teppich zusammenwebt, von dem viele sagen, er sei einzigartig.“
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